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Warum weckt Stress unsere Lust auf Süßes?

Wer kennt nicht den Begriff „Nervennahrung“ und hat sich in stressigen Situationen schon dabei ertappt, fast automatisch wieder und wieder zu Schokolade oder Gummibärchen zu greifen? Aber wieso verspüren wir eigentlich gerade bei Hektik, Ärger oder Prüfungsdruck Heißhunger auf Süßigkeiten und verlieren leicht die Kontrolle über unser Essverhalten?

Eine Erklärung für das Verlangen nach Süßem liegt in der Anpassungsleistung unseres Gehirns. In stressigen Situationen benötigt es mehr Energie, um seine Funktionsfähigkeit zu erhalten. Laut dem Diabetologen und Adipositas-Forscher Professor Achim Peters von der Universität Lübeck benötigt das Gehirn unter akutem Stress zwölf Prozent mehr Energie, die es am schnellsten über den Zucker erhält. Peters vertritt die „Selfish-Brain“-Theorie, die davon ausgeht, dass das Gehirn „egoistisch“ ist und in Stress- und Ausnahmesituationen rigoros seine Bedürfnisse nach Energiezufuhr durchsetzt, auch auf Kosten der Energieversorgung der anderen Organe. Stress setzt die beiden Hormone Adrenalin und Kortisol frei, die bewirken, dass unser Denkorgan mit mehr Glukose versorgt wird. Gleichzeitig sorgen sie dafür, dass Blutdruck, Puls und Muskelspannung steigen. Laut Professor Peters wird diese Anpassungsleistung des Körpers aber erst dann zu einem gesundheitlichen Problem, wenn wir ständig oder sehr lange unter starker Anspannung und Druck leben, ohne diese zwischendurch abzubauen. Dann kann ein Gewöhnungsprozess einsetzen. Die Stresshormone werden gedrosselt und dem Gehirn wird weniger Glukose zugeführt. Da es aber weiterhin vehement Nachschub verlangt, selbst wenn alle Speicher übervoll sind, bekommen wir Heißhunger auf Süßes und nehmen mehr Glukose zu uns, als wir tatsächlich benötigen. Die Folge ist Übergewicht. Eine beruhigende Nachricht für alle, die mit Übergewicht und Heißhungerattacken zu kämpfen haben: Diese haben wohl nichts mit Maßlosigkeit oder Charakterschwäche zu tun, sondern sind vor allem dem Selbsterhaltungstrieb des Gehirns geschuldet.
Bleibt die Frage, wie wir uns vor Heißhunger auf Süßes schützen können. Betroffene sollten versuchen, auf die Signale ihres Körpers zu achten, für sich herausfinden, welche Faktoren bei ihnen Stress und negative Emotionen auslösen und Nach spezifischen Lösungen suchen, die ihnen helfen, mit schwierigen Lebenssituationen besser umzugehen.

Übrigens kennt die Forschung auch geschlechtsspezifische Unterschiede im Umgang mit der Wirkung von Stress auf den Körper. Während Männer auf Druck eher mit aggressiv machenden Hormonen, wie zum Beispiel Noradrenalin, reagieren, schütten Frauen in den Nebennierenrinden vermehrt entzündungshemmende Corticoide aus. Da diese Hormone den Geschmack auf Süßes prägen, wählen Frauen eher Schokolade und Männer versuchen es mit Alkohol, der in Maßen als Noradrenalinhemmer fungiert.


18. Oktober

2017