Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen, so heißt es im Volksmund. Aber gilt das auch für Viruserkrankungen wie Erkältung, Grippe, Magen-Darm-Erkrankungen, Windpocken oder gar Pfeiffersches Drüsenfieber? Die gute Nachricht lautet: Ja! Die Biologin Dr. Andrea Flemmer erläutert in ihrem praktischen Ratgeber Viruserkrankungen natürlich behandeln, welche Vielzahl an effektiven Wirkstoffen die Natur bereithält und zeigt, wie Pflanzen, Kräuter, Gewürze und Pilze gezielt gegen Viruserkrankungen eingesetzt werden können.
Frau Dr. Flemmer, Viren und Bakterien sind Krankheitserreger, soviel ist uns allen bekannt. Können Sie uns kurz erklären, worum es sich bei Viren eigentlich handelt? Wo liegen ihre Besonderheiten?
Viren haben einen ganz einfachen Bauplan. Sie bestehen meist nur aus ihrem Erbgut, das in eine Hülle aus Eiweiß eingeschlossen ist. Das macht sie aber nicht weniger gefährlich. Im Gegensatz zu Bakterien besitzen Viren keine eigenen Zellorganellen und auch keinen eigenen Stoffwechsel. Sie können sich nicht alleine fortpflanzen. Dringen Viren in den Körper ein, ist ihr oberstes Ziel daher die Vermehrung. Dafür befallen sie fremde Zellen, die sogenannten Wirtszellen, und machen sich deren Fähigkeit zur Teilung zunutze. Sie docken an sie an, heften sich also fest, und schleusen von außen ihre eigene Erbinformation ein. Diese Erbinformation „programmiert“ das Erbgut der Wirtszelle für die Zwecke der Viren um, mit der Folge, dass sie durch die Zellteilung viele weitere Viren produziert.
Viren können wir – anders als Bakterien – nicht mit Antibiotika bekämpfen. Warum sprechen Viren auf diese Medikamente nicht an?
Viren sind komplett anders gebaut als Bakterien. Das heißt: Die antibiotischen Wirkstoffe, die gegen bestimmte Strukturen von Bakterien gerichtet sind, können nirgends ansetzen, da diese Strukturen in Viren gar nicht vorhanden sind.
In Ihrem Buch beschreiben Sie detailliert, welche natürlichen Mittel gezielt bei speziellen Viruserkrankungen helfen. Können Sie uns ein paar Beispiele nennen?
Thymiankraut wirkt zum Beispiel gut gegen Husten. Es löst festsitzenden Schleim und hilft auch bei Bronchitis, Halsentzündung, fieberhaften Infekten und Grippe.
Bei Warzen zeigt Teebaumöl eine gute Wirkung. Australisches Teebaumöl wirkt effektiv gegen Infektionen mit Bakterien, Viren und Mikropilzen. Bei manchen Warzen hilft es, reines Teebaumöl oder eine 10-prozentige alkoholische Lösung (50-70 Volumenprozent Alkohol) einzusetzen. Man trägt sie 2 bis 3-mal täglich auf.
Die Süßholzwurzel bekämpft Lippen- und Genitalherpes. Der süß schmeckende Inhaltsstoff, das Glycyrrhizin, hat einen deutlich entzündungshemmenden Effekt. Außerdem wirkt es antiallergisch und virentötend. Der Wirkstoff vernichtet im Kampf gegen Herpes simplex nicht nur die aktiven, sondern – und das ist das Entscheidende! – auch die passiven Varianten des Virus, die im Körper „schlafen“. Bei Lippen-Herpes kann man eine Süßholz-Tinktur auf die Bläschen aufbringen und mit einem Pflaster abdecken.
Haben Sie für unsere Leser auch noch einen Rezept-Tipp parat, mit dem sie sich wirksam vor Erkältungen schützen können?
Mit dem folgenden Rezept für einen Blütentee haben Schnupfennasen keine Chance: Holunderblüten wirken schweißtreibend, steigern die Schleimbildung auf den Bronchien und sind daher auswurffördernd. Auch immunstimulierende und entzündungshemmende Wirkungen der Holunderblüten sind nachgewiesen. Holunderbeeren wirken zudem anregend auf das Immunsystem und weisen eine Wirkung gegen Grippeviren auf.
Teezubereitung mit Blüten: 2 Teelöffel Holunderblüten mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, ca. 15 Minuten ziehen lassen, absieben. Davon mehrmals täglich 1 Tasse heiß trinken.